Nächtliches Kunstlicht fördert Brustkrebs
US-Studie: Entscheidend ist die Störung der Melatonin-Produktion - Schichtarbeiter sind nicht betroffen
von Kim Brandenburger
New York - Wer denkt sich Schlimmes dabei - spätabends oder nachts in einem Roman zu schmökern oder bei schlechtem Schlaf eine Zeitlang das Licht anzumachen. Doch nun berichten amerikanische Forscher, daß häufiges nächtliches Wachsein bei elektrischem Licht bei Frauen das Risiko für Brustkrebs erhöhen kann.
Die Medizinprofessorin Christina Leske von der Stony Brook University in New York hatte für ihre Studie 576 Frauen aus Long Island befragt, die im Laufe ihres Lebens schon einmal an Brustkrebs erkrankt waren. Als Kontrollgruppe dienten 585 Frauen aus der gleichen Region, die bislang von dieser bösen Erkrankung verschont geblieben sind. Ausgehend von der Frage, ob nächtliches Kunstlicht eine Rolle bei der Entstehung von Brustkrebs spielen könne, analysierte sie die entsprechenden Lebensgewohnheiten ihrer Probandinnen.
Tatsächlich entdeckte die Wissenschaftlerin einen deutlichen Zusammenhang. 65 Prozent der Frauen mit Brustkrebs tendierten dazu, häufiger in der Nacht bei Kunstlicht wach zu sein - zum Beispiel weil sie unter Schlafstörungen litten. Einen unmittelbaren Zusammenhang mit dem Licht scheint es aber dennoch nicht zu geben, denn die Auswertung der Studie ergab auch, daß Frauen, die als Schichtarbeiterinnen nachts - also bei Kunstlicht - arbeiten, keinesfalls ein höheres Risiko für Brustkrebs aufweisen. Im Gegenteil, bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankung sogar leicht reduziert.
Leske und ihre Mitarbeiter vertreten daher die Hypothese, daß die Erhöhung des Brustkrebsrisikos durch kurzfristige Lichteinwirkungen mit einer Störung bestimmter Hormonfunktionen zusammenhängen könnte, die für die Steuerung der inneren biologischen Uhr verantwortlich sind.
Im Schlaf strömt das Hormon Melatonin, das sogenannte Schlafhormon, mit dem Blut durch den ganzen Körper. Forscher vermuten, daß es möglicherweise die Entstehung von Tumorzellen unterdrücken kann. Die Produktion von Melatonin wird allerdings gestört, wenn zwischendurch das Licht angeschaltet wird. Dadurch werde vielmehr die Produktion des weiblichen Hormons Östrogen stimuliert, das als Risikofaktor für Krebs durchaus bekannt ist.
"Das nächtliche Licht fördert also deshalb die Entstehung von Brustkrebs, weil das Licht einen Einfluß auf die Produktion von Melatonin hat", erklärt Leske. Die Ergebnisse der Studie wurden in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "American Journal of Epidemiology" veröffentlicht.
Informationsquelle: http://www.welt.de/data/2006/06/29/936760.html